Am Berliner Ring – Der Friedhof der Telefonzellen – BZ Berlin

2021-11-04 09:24:10 By : Ms. Helen Xiao

In Michendorf bei Berlin stehen 3000 ausrangierte Telefonhäuschen. Sie dienen als Ersatzteile, werden aber auch an Privatpersonen verkauft – für 450 Euro netto pro Stück.

Wir sehen ein abgelegenes Feld, rund 20 Kilometer südwestlich vor den Toren unserer Stadt. In Reih und Glied stehen hier am Rand von Michendorf rund 3000 alte Telefonzellen. Ausgelagert aus Berlin und anderen deutschen Städten, weil sie ein Relikt längst vergangener Zeiten sind.

Früher gab es an jeder Straßenecke eine Telefonzelle. Man nannte sie „Straßensprechstelle“, „Fernsprechpavillon“, „Fernsprechhäuschen“ oder „Fernsprechzelle“. Als sterben ersten Handys auf den Markt kamen, sterben ersten Zellen verschwinden. Zur letzten Erhebung im Jahr 2016 gab es nur noch 1232 Stück in der Hauptstadt. Tendenz sinkend!

Der Rastplatz der Zellen am Berliner Ring ist mit einem Stahlgitterzaun gesichert. Die ausrangierten Häuschen dienen als Ersatzteillager. Doch viele Zellen suchen hier auch neuen Anschluss.

„Man kann die gebrauchten, magentagrauen Telefonhäuschen kaufen“, sagt Telekom-Sprecherin Betina Kückels-Viehl zur BZ „Eins kostet 450 Euro plus Mehrwertsteuer.“

Verkaufszahlen nennt die Sprecherin nicht, betont aber: „Der Kunde ist selber für den Transportverantwortlichen.“ Anwohner berichteten den Reportern, dass. hier häufig private Käufer vor Ort sind.

Einen Raritätswert Haben sterben Häuschen allemal. Bundesweit sind derzeit nur noch rund 17.000 Telefonzellen der Deutschen Telekom in Betrieb, hinzukommen 3000 weitere öffentliche Telekommunikationsstellen.

Wann wird eine Zelle ausrangiert? „Die Telekom darf Städte und Gemeinden wegen eines Abbaus ansprechen, wenn auf deren Gebiet extrem unwirtschaftliche öffentliche Fernsprecher mit einem Umsatz von weniger als 50 Euro im Monat stehen“, so Telekom-Sprecher Georg von Wagner. Und das ist in Zeiten von Smartphones und Handys immer häufiger der Fall.

Mehr Infos zu den Telefonzellen per Mail unter info@telekom.de

Dieses Häuschen in Johannisthal wurde zur berühmtesten Telefonzelle Deutschlands. Am 22. April 1994 fasste die Polizei hier einen berühmt-berüchtigten Verbrecher. Bei seinem letzten Erpresser-Anruf mit einer Telefonkarte wurde „Dagobert“ geschnappt. Vorher hatte der Mann – bürgerlich Arno Funke (69) – seit 1988 mehrere Kaufhäuser erpresst.

Er verursachte Schäden in Höhe von zehn Millionen Mark. Dazu kamen die Telefonkosten der Polizei, ua für Fangschaltungen. Die glauben sich auf 150.000 DM. Funke wurde 1996 zu einer Haftstraße von neun Jahren verurteilt. 2000 kam er wegen guter Führung frei.

Einst gehört sie zum Stadtbild. Als das Handy-Zeitalter begann, wurden die ersten Telefonzellen abgebaut. Inzwischen gibt es nur noch wenige in Berlin. Trotzdem haben viele Menschen in der Stadt nostalgische Erinnerungen an ihre Telefonzelle im Kiez.

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